Da war doch was!

Hintergründe

Der Brandanschlag in Solingen 1993

Der Brandanschlag liegt nun fast 30 Jahre zurück. Viele Menschen verdrängen ihn und wissen kaum etwas darüber, was am 29. Mai 1993 und danach passiert ist.

Die Namen der fünf ermordeten Menschen sind den meisten nicht bekannt. Weil der Brandanschlag nicht aus dem Nichts kam, geben wir im Begleitmaterial einen Überblick über Ursachen, Fakten und Folgen. Damit haben Fachkräfte und Multiplikator*innen die Möglichkeit, ihr eigenes Wissen zu erweitern: Was war vor dem Anschlag? Was sind die Auswirkungen und Folgen? Wer ist gestorben und durch wen und warum?

Ermordete_Brandanschlag

Bildquelle: Kamil und Hatice Genç (2021)

Erinnerung an die ermordeten Menschen

Bei dem Brandanschlag kamen Mevlüde und ­Durmuş Gençs Töchter Hatice Genç (18) und ­Gürsün Ince (27) ums Leben. Gürsün Inces ­Tochter Güldane Ince (fast drei Jahre) überlebte den Brandanschlag schwerverletzt. Kamil und Hatice Genç haben ihre beiden Töchter Hülya (9) und Saime (4) Genç verloren. Hülya und Saime waren zu dieser Zeit ihre einzigen Kinder. Idris und Şehri Öztürk haben ihre Tochter ­Gülüstan Öztürk (12) bei dem Anschlag verloren. Gülüstan war zu Besuch aus der Türkei bei der Familie Genç.

friedensbotschaft

Bildquelle: Birgül Demirtaş (2021)

Friedensbotschaft von Mevlüde Genç

Mevlüde Genç hat bei dem rassistischen und ­extrem rechten Brand­anschlag am 29. Mai 1993 zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte verloren. Sie hat den Menschen kurz nach dem Anschlag die Hand gereicht und den Satz „Bırakın arkadaş olalım!“, dt.: „Lasst uns ­Freunde sein!“, ­formuliert. Sie reichte nicht nur der ­Stadt­gesellschaft die Hand, sondern allen Menschen.

Rede von Bekir und Fadime Genç

Nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf hatten Bekir und Fadime Genç folgenden Appell ­veröffentlicht:

  • „Wir, mein Bruder Bekir und ich, wenden uns heute, einen Tag nach dem Urteil, an alle jungen Leute in Deutschland und in der Türkei. Wir haben unsere Schwestern Gürsun und Hatice, unsere Nichten Hülya und Saime und unsere Cousine ­Gülüstan Öztürk bei dem Brandanschlag verloren. Bekir hat schwerste Brandverletzungen davongetragen. Der Richter hat das gestern richtig als sinnlose Tat bezeichnet, die auf Rassenhass beruht. Die jungen Leute, die den Brandanschlag verübten, sitzen im Gefängnis und werden noch lange da bleiben. Wir haben die Schmerzen und die Trauer. Niemand hat einen Vorteil. Dabei haben wir Jugendlichen, egal, ob wir Deutsche oder Türken sind, egal, welche Hautfarbe wir haben oder aus ­welchem Land wir kommen, gemeinsame Interessen. Wir alle haben Ängste, ob wir einen Ausbildungsplatz oder Arbeit finden. Wir alle sorgen uns um unsere Umwelt. Wir müssen uns gemeinsam für Verbesserungen einsetzen. Hass spaltet nur und führt im schlimmsten Fall zu solchen schrecklichen und sinnlosen Taten, wie wir sie erleben mussten. So etwas sollte sich nie mehr wiederholen.“

Ballade „Tägliche Angst“ zum Solinger Brandanschlag

Die von Gamze D. (Solingerin) verfasste und von Merve Şahin (Solingerin) gesprochene Ballade zum Brandanschlag können Sie sich hier anhören: